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out of the boxWider das Vergessenvon Patricia Jung |
Der Bildschirm als zweites Gedächtnis? Spaziert man wachen Auges durch das durchschnittliche Büro, wird diese Prämisse erstaunlich oft recht hardwarenah umgesetzt: Vor lauter gelber Klebe-Zettel bleibt kaum ein Blick auf die Mattscheibe. Fortgeschrittenere Zeitgenossen kleistern virtuelle Postit-Notizen auf ihren Desktop, doch was hilft das schönste k- oder gnote(s), wenn mal eben keine grafische Oberfläche zur Hand ist? In diesem Fall (oder auch dem, das man den gleichmäßigen Fluss des Tastaturgeklappers nur ungern mit einem Griff zur Maus unterbricht) steht mit note ein handliches kleines Perl-Programm zu Diensten.
Alles, was man braucht, um das unter http://www.daemon.de/software2.html erhältliche Helferlein zum Laufen zu bekommen, ist eine Perl-5-Installation, und die ist bei fast jeder Linux-Distribution dabei, wenn nicht sowieso vorinstalliert. Wer sich nicht mit kleinen Häppchen begnügen mag, darf zusätzlich noch die mysql-Datenbank (und das Mysql.pm-Perlmodul) installieren, doch das ist für den Hausgebrauch eher mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Spätestens nach einem
tar -xzvf note-0.7.tar.gz cd note-0.7 ls -al(und einem Blick in die README-Datei) bemerkt man, dass man die Wahl zwischen zwei Versionen hat: Im Unterverzeichnis mysql-db befindet sich eine ausführbare note-Datei, die eigentlich nur diejenigen verwenden möchten, die so oder so MySQL installiert hat. Allen anderen dürfte das funktional identische binary-db/note genügen. Dieses kopiert man als root in ein Verzeichnis, das sich im Such-Pfad befindet, sinnvollerweise /usr/local/bin:
cp binary-db/note /usr/local/bin
Die im config-Unterverzeichnis mitgelieferte Konfigurationsdatei hingegen setzt sich am besten jede potentielle Nutzerin als versteckte Datei ins eigene Homeverzeichnis:
cp config/noterc ~/.noterc
Mit einem beherzten note auf der Kommandozeile ist es dann soweit: Der Text der ersten Notiz darf eingegeben und mit einem einzelnen Punkt auf der letzten Zeile abgeschlossen werden. Dabei zahlt es sich später aus, wenn die Stichworte, die das Aha-Erlebnis auslösen sollen, in der ersten Zeile, weitere Erklärungen und Anmerkungen weiter unten platziert werden. Sollte man es sich doch anders überlegen, rettet ein Strg-C die Jungfräulichkeit der eigenen Todo-Liste noch einmal.
Nun kann man zwar auf die selbe Art und Weise weitere Notizen eingeben, sie sich mit note -l oder note -L (inklusive Eintragsdatum) gemeinsam oder mit note notiznummer einzeln anschauen und mit der Option -s stichwort nach einem Stichwort suchen (Groß- und Kleinschreibung spielen keine Rolle). Mit
note -e notiznummerwird der entsprechende Eintrag in den Standardeditor geladen, und ein
note -d notiznummerlöscht eine erledigte Aufgabe. Doch selbst, dass sich an dieser Stelle etwa mit note -d 3,6,9 oder note -d 2-5 ganze Notizscharen mit einem Schlag ins Nirwana befördern lassen, ist nichts gegen die Aussicht auf eine nette interaktive Benutzerschnittstelle.
Ach wenn ich doch löschen könnt' |
Caldera-2.3-Benutzer und vermutlich noch einige andere dürfen in der note-Version 0.7 schlichtweg keinerlei Notiz löschen. Schuld daran ist Zeile 605 im DELETE-Abschnitt. Dort ist nämlich der Pfad zum touch-Programm fest einkodiert: system("/bin/touch", $TEMP);Das liegt jedoch bei OpenLinux u.a. unter /usr/bin, weshalb man diese Zeile im Fehlerfall in system("/usr/bin/touch", $TEMP);umändern sollte. |
Die bekommt man, indem man note mit der Option -i aufruft (Abbildung 1). Eine Menüzeile präsentiert hier die möglichen Kommandos (außer bei den beiden Auflistungskürzeln L und l bewirken große und kleine Buchstaben dasselbe).
Wenn man dazu noch in der Konfigurationsdatei
$COLOR = "YES";setzt, hellt sich das triste Schwarzweiß zu einem bunten, ebenfalls in der ~/.noterc definierbaren Farbmix auf.
Im interaktiven Modus kommt eine weitere Funktionalität erst richtig zur Geltung: Die Notizen lassen sich in Kategorien und Untergruppen ablegen. Setzt man die erste Zeile einer Notiz zwischen zwei Schrägstriche (oder in der ~/.noterc unter dem Namen $TopicSep selbst definierte Trennzeichen), so benutzt note diesen Text als Titel einer Untergruppe. Auch Verschachtelungen sind möglich:
/Linux-Magazin/Artikel/ordnet den nachfolgenden Text in die Rubrik Artikel ein, die selbst eine Untergruppe von Linux-Magazin ist.
Wem das jetzt verdächtig nach Verzeichnispfaden aussieht -- die Assoziation ist gewollt: Ein
[ List ... Quit] >cd Linux-Magazin [ List ... Quit] cd Linux-Magazin>cd Artikelführt in die entsprechende Rubrik. Alternativ kann man auch das cd weglassen und beispielsweise mit zwei Punkten...
[ List ... Quit] ../Artikel>..... eine Ebene höher wechseln.
Auch wenn note klein und schnell installiert ist -- nicht immer hat man einen Rechner dabei und möchte doch lieber einen papiernen Merkzettel mit sich durch die Gegend schleppen. Mit note -D lässt sich das Programm herab, seine Weisheiten ins schnöde ASCII-Format zu "dumpen". Das entstandene File mag man nun ausdrucken -- oder mit
note -I ASCII-Dateian anderer Stelle wieder einlesen. Auf diese Weise erledigt sich auch Frage, ob man seine Daten behalten kann, sollte man sich doch irgendwann entschließen, lieber auf die MySQL-Version umzusteigen.
Beim Import einer ASCII-Datei werden keine vorhandenen Daten überschrieben. Eine sicher sinnvolle Voreinstellung, jedoch ist ein wenig Vorsicht geboten: Wer aus Versehen eine "ASCIIfizierte" Notizsammlung wieder in die exportierende Datenbank einliest, "sieht" plötzlich alles doppelt. (pju)