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... denn Personal kostet Geld, wissen Sie
Selten wird neoliberales Geschäftsebaren so offen sichtbar wie heute, als meine Pizzabestellung von "Joeys Pizza" geliefert wurde. Der Lieferbote unterbreitete mir das Angebot, dass ich bei der nächsten Bestellung irgendein Bonusessen kostenlos dazu bekommen würde. Wenn ich Online bestellen würde (ich hatte telefonisch bestellt). Er wiederholte das mehrmals und betonte, das bekäme man ausschliesslich bei Onlinebestellung, denn (Zitat):
Personal kostet Geld, wissen Sie.
Weiss ich. Und ich weiss auch, dass das der Sinn der Sache ist. Ich bezahle den Pizzaservice und der bezahlt davon die Menschen, die die Arbeit mit meiner Pizza hatten (die dafür sowieso viel zu wenig bekommen). Das schliesst den freundlichen Mensch am Telefon natürlich mit ein.
Und den will Joeys Pizza wohl einsparen. Hätte sich der Lieferant nicht verplappert, wäre mir das gar nicht aufgefallen. Womöglich, nein sogar recht sicher, hätte ich beim nächsten Mal tatsächlich online bestellt. Ist ja auch praktischer. Im Leben wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass ich damit meinen Beitrag zum Stellenabbau bei "Joeys Pizza" geleistet hätte.
Statt dessen werde ich dort weiterhin telefonisch bestellen.
Liebe Betreiber von "Joeys Pizza": wenn Ihr schon Leute auf die Strasse setzen wollt, dann habt gefälligst die Eier, denen die tatsächlichen Gründe ehrlich ins Gesicht zu sagen: Ihr wollt mehr Profit machen. Und nicht "Leider ruft kaum noch jemand an, sorry...".
Verdammts Gesocks.
Update 2016-04-17:
Nachtrag zu "die Betreiber": ein US Konzern. Wer hätte das gedacht.↷ 17.04.2016 🠶 #gesellschaft ⤒
Die Faschisten sind wieder da
Dass die AFD-Wähler deren Programm nicht gelesen haben liegt nicht etwa an mangelndem Interesse oder zu niedrigem IQ, sondern am Nichtvorhandensein eines solchen. Nun ist es geleakt und macht deutlich wes Geistes Kind diese Leute sind.
Mehr Überwachung und Repression, weniger EU, Abschaffung des Arbeitslosengeldes, Abschaffung der Erwerbs-, Grunderwerbs- und Gewerbesteuer, Familienpolitik im 30er Jahre Gustus, Verschärfung des Strafrechts, Herabsetzung des Alters für Strafmündigkeit auf 12 Jahre, Abschaffung des Asylrechts und Ignorieren der Genfer Konvention, Beendigung der Klimapolitik weil es den Klimawandel angeblich nicht gibt, Rückkehr zur Atomenergie, Waffenrecht nach US-Vorbild (aka: Bewaffnung der Bevölkerung), Abschaffung von "Multikulti", Abschaffung der Aufklärung in der Bildung (bzw Verschlimmerung der derzeit ohnehin schlimmen Bildungslage) und vieles mehr (mehr Details bei Rechtsanwalt Thomas Stadler). Und das sind nur die groben Stichpunkte.
Aber, könnte man fragen, hätte die AFD hätte die selben Ergebnisse erzielt, wenn diese Forderungen vorher bekannt gewesen wären? Allerdings waren sie das im Grunde bereits. Vielleicht nicht so schön zusammengeschrieben und zitierbar. Aber wenn man deren Reden verfolgt hat, wurde schon frühzeitig klar, dass es sich um erzreaktionäre Kräfte handelt. Insofern denke ich, hätte das am Wahlergebnis nichts geändert.
Die Frage ist, warum ich die AFD als "Faschisten" bezeichne. Nun - weil die AFD gut finanziert ist, eine Menge mächtiger und/oder reicher Leute machen da mit, manche offiziell, manche im Hintergrund. Eine "Bewegung von unten" wie uns die AFD gerne suggeriert, ist diese Organisation sicher nicht. Das erkennt man alleine daran, wie professionell die Partei aufgestellt und organisiert ist (zumindest im Gegensatz dazu wie das bei anderen jungen Parteien aussah, die "unten" entstanden sind, wie den Grünen oder den Piraten). Hier sind Politprofis am Werk. Die wissen präzise, welche Strippen sie ziehen müssen, um bei grossen Bevölkerungsteilen eine gewünschte Reaktion auszulösen.
Nazis sind "nur" fremdenfeindliche, gewaltbereite Arschlöcher. Davon gibt es in Deutschland hundertausende, in den 30ern waren es Millionen. Das sind die Leute, die den Vormarsch der Faschisten damals ermöglicht haben, das heisst, die jenigen die nachher von nichts gewusst haben wollen. Das exakt gleiche Prinzip kann man heute anhand der AFD erneut live beobachten. Diese Leute, die ich hier (absichtlich provozierend und vereinfachend, sicher) als Nazis bezeichne, führen ein Leben in Existenzangst, Zukunftsangst, Neid, zu grossen Teilen in Armut und sind zu einem sicher nicht unwesentlichen Teil nicht sonderlich gut gebildet. Deren reale Ängste kanalisieren sich in blinder Wut gegen diejenigen, die sich nicht wehren können - Flüchtlinge vor allem - , und nicht Zorn gegen die wahren Verursacher, das aktuelle Establishment - was sicher besser wäre - und an dieser Stelle greift die AFD zu und "holt die Leute ab".
Fatal ist das, weil die Leute so blind vor Wut sind, dass sie unzugänglich sind für Argumente, die von ausserhalb ihrer Kreise kommen. Ungemein nützlich für die AFD ist in dem Zusammenhang dann, dass deren Wähler herkömmliche Medien auch gar nicht mehr beachten - also genau die Richtung aus der Aufklärung kommen könnte. Confirmation Bias und kognitive Dissonanz bei der Arbeit.
Und so kann die AFD ihre Steigbügelhalter, mit deren Hilfe sie an die Macht zu kommen hofft, beliebig manipulieren und missbrauchen. Und es ist ein Missbrauch, so viel steht fest. Die allerwenigsten Punkte im Wahlprogram der AFD sind im Interesse ihrer Wähler.
Die Kombination von Geld, Macht und reaktionärer Politik auf Kosten Schwächerer ist die Definition von Faschismus. Im Moment sind die allermeisten Leute deswegen völlig entspannt, wenn man die Kommentare und Talkshows verfolgt. Es überwiegen Spott und Häme gegenüber der AFD. Ich finde es ist ein fataler Fehler, die AFD nicht als das ernst zu nehmen, was sie ist: ein Verein von Faschisten, die nichts weniger als Demokratie und Freiheit abschaffen wollen, um noch mehr Profit machen zu können. Rechte und Menschenleben sind diesen Leuten völlig gleichgültig.
Das ganze ist sehr beängstigend, auch aus anderen Gründen. Zum einen wäre da die von den bisherigen Regierungen kontinuierlich ausgebaute Totalüberwachung der Bevölkerung. Man kann sich gar nicht vorstellen, welchen Schaden eine AFD-Regierung mit diesen Daten anrichten könnte. Dass das ganze nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigen Kommentare wie dieser, die Pegida-Anhnänger zu tausenden hinterlassen:
Deutsche, merkt euch die Namen derer die mit ihrem multikulti- und illegal einwandernden Fachkräfte-Bereicherungs-Wahn Deutschland in den Untergang treiben, Auch sie sollen demnächst die Zeche dafür zahlen.
Und man sollte auch einmal auf die Mimik der beteiligten Akteure achten, zum Beispiel dieses subtile, kaum vorhandene, hämische Grinsen einer Frauke Petry wenn sie mit kritischen Fragen konfrontiert wird, das man eigentlich nur als eines interpretieren kann: "Fragt Ihr nur. Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt." Sie grinst wie jemand, der mehr weiss, als die Allgemeinheit, jemand "der den Plan kennt". Es ist dieses Grinsen, das den Faschisten in dieser Frau offenbart.
Ausserdem sei noch erwähnt, dass es auch bei uns nur eine Zweidrittelmehrheit in beiden Parlamenten braucht, um nach Belieben in der Verfassung herumschmieren zu können - Victor Orban hat es vorgemacht.
Die AFD muss bekämpft werden. Denn wenn wir heute nicht gegen den Vormarsch der AFD vorgehen, dann werden sehr dunkle Zeiten auf uns zukommen. Und ich meine UNS wörtlich, das wird nicht nur Flüchtlinge oder Fremde betreffen.
Aber es gibt Hoffnung, den vielen Menschen in Deutschland ist ziemlich klar, mit wem sie es zu tun haben:
↷ 18.03.2016 🠶 #gesellschaft ⤒
Schande!
Neulich lag beim Bäcker die SHZ aus. Ich hab sie gekauft, warum auch immer. Schlagzeile dort: Übergriffe auf Frauen: Die Nacht der Schande und ihre Folgen. Überhaupt berichten eine Menge Medien über die Ereignisse in Köln als Schande.
An dieser Wortwahl wird vor allem eines überdeutlich sichtbar: wie frauenfeindlich die "deutsche Öffentlichkeit" nach wie vor ist, also genau das, was derzeit vor allem Nordafrikanern und Arabern vorgeworfen wird. Denn eigentlich meint "Schande" im Zusammenhang mit der Vergewaltigung einer Frau, dass diese nun eine Schande für ihre Familie/Dorf/Sippe sei, daher anders bezeichnet als Schändung.
Man kann das Wort natürlich auch in einem anderen Kontext verwenden: nämlich dass die aktuelle Berichterstattung eine Schande ist.
Update 2016-01-15:
Mely Kiyak:Es wird dieser Tage viel diskutiert über die Frauenverachtung. Ganz besonders laut ist bei diesem Thema die Rechte. Gerade nationalkonservative Kreise setzen sich für den feministischen Kampf immer dann ein, wenn es darum geht, Frauenrechte im Kampf gegen Minderheitenrechte auszuspielen. Es geht dabei immer darum, "die Frau" vor "dem Ausländer, Moslem, Schwarzen oder Araber" zu beschützen. Im Kampf um die Frau vor dem eigenen Mitbürger oder Ehepartner macht die Rechte dann nicht mehr so eifrig mit.(wobei es in dem Artikel eigentlich um was anderes geht...)
Update 2016-01-13:
Passender Kommentar dazu vom Kietzneurotiker: Es geht dann mal los. Leider.↷ 11.01.2016 🠶 #gesellschaft ⤒
Refugees Welcome!
Ich hab schon lange nichts Politisches mehr hier geschrieben. Zum einen weil ich einfach nicht so viel Zeit habe und zum anderen weil ich eh nicht so viele Leser habe. Wobei Letzteres ohnehin nicht der Grund ist, warum ich eine Website betreibe. Insofern wird es also mal wieder Zeit dafür. Die aktuellen Entwicklungen in Deutschland machen es ohnehin erforderlich, klar Stellung zu beziehen, finde ich.
Voranschicken möchte ich, dass ich die Merkel nicht mag und noch nie mochte. Dieses Nichtstun und Aussitzen und Hintenherumtaktieren, ihre Nähe zur Industrie, zu Lobbyisten, zur USA und ihre offensichtliche Entfernung von den Sorgen der Leute in diesem Land, all dies ging mir schon immer auf den Zeiger. Das Stichwort um das es mir hier geht ist "Sorgen" - aber dazu später. Was mich jedenfalls an mir selbst erstaunt ist, dass ich Merkels aktuelle Haltung gut finde. Wohl gemerkt: nicht notwendigerweise ihre Politik, sondern ihre Haltung. Beziehnungsweise die Tatsache, dass sie überhaupt einmal Haltung zeigt UND bewahrt. Das finde ich grossartig. Menschlich hat sie damit bei mir richtig gepunktet.
Der Grund dafür ist, dass ich diese Haltung teile. Wir sind - nicht nur per Grundgesetz, EU Menschenrechtscharta und Genver Konvention - verpflichtet die Flüchtlinge aufzunehmen und für sie zu sorgen. Und zwar auf eine Weise, dass diese Krieg, Tod, Folter und Elend tatsächlich hinter sich lassen können. Und ich finde, wir machen die Welt damit zu einem besseren Ort. Denn wenn man das Leben von auch nur einem Menschen verbessert, dann verbessert man die Welt (ja, Ihr wisst sicher, woher das kommt).
Nun gibt es viele Menschen in diesem Land, die das nicht so sehen, und sie werden immer mehr. Auch in meinem Bekanntenkreis und auch in meiner Familie. Das ist der selbe Schlag Mensch, der mit seiner Zustimmung, seiner Gewalt und seiner latenten Feindseligkeit das Entstehen des Dritten Reiches erst ermöglicht hat. Ich will nicht zu solchen Leuten gehören. Ich will nicht mit meinem Tun oder Nichtstun ein Viertes Reich ermöglichen.
Ja, Hartz-IV ist menschenverachtend, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, unser Alten- und Pflegesystem ist der Horror, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, unsere Infrastruktur ist hinüber, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, unsere Politik ist korrupt, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, unsere Medienlandschaft ist unausgewogen und zu sehr kommerzialisiert, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, es gibt immer mehr Arme, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, das Bildungsniveau sinkt kontinuierlich, dafür können die Flüchtlinge aber nichts.
Ja, wir werden schlimmer überwacht als zu Stasizeiten, dafür können die Flüchtlinge aber auch nichts.
Zusammengefasst: es gäbe eine Menge Dinge wegen derer man auf die Strasse gehen könnte, um die man sich Kümmern müsste, für die man Kämpfen müsste, für die man Streiten müsste, für die es sich lohnen würde Tränen zu vergiessen, Blut womöglich auch.
Aber das tut kaum jemand. Es gibt keine Demos gegen Überwachung, gegen Korruption oder für eine bessere Behandlung alter Menschen oder Kinder. Die Wahlbeteiligung in diesem Lande ist so niedrig wie noch nie zuvor. Den Leuten ist alles scheissegal geworden. Jeder ist nur noch sich selbst der nächste. Um seinen Nachbarn kümmert sich keiner mehr, es sei denn man kann ihn bei der Polizei wegen irgendwas anzeigen. Die Leute regen sich über den "Scheiss Staat" auf und kapieren einfach nicht, dass sie selbst es sind, die diesen "Scheiss Staat" konstituieren, dass sie selbst der "Scheiss Staat" sind, kurz: dass sie selbst Scheisse sind.
Jetzt kommen immer mehr Flüchtlinge bei uns an. Mit leuchtenden Augen, heilfroh, es geschafft zu haben. Und was tun die Leute? Sie geben den Flüchtlingen die Schuld an all ihrem Unglück. Das letzte Mal, dass in diesem Land nicht gegen den Staat sondern gegen eine andere Bevölkerungsgruppe demonstriert wurde, war in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Und dann wundern diese Affen sich, wenn man sie als Nazis bezeichnet?! Ja wo zum Henker leben wir denn!
Und was für feige Dreckschweine sind das, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden und ausländisch Aussehende auf der Strasse überfallen und verprügeln? Das ist unerträglich und eine Schande! Und NEIN, es gibt keinen Unterschied zwischen solchen und denen, die sich "Sorgen" machen. Zum Sorgen Machen hattet Ihr jahrzehntelang Zeit! Aber Ihr habt SPD und CDU oder NICHT gewählt, obwohl Ihr wusstet, dass das nicht gut für Euch, Eure Kinder und dieses Land ist! Ihr habt unwidersprochen jahrzehntelang die BILD gekauft und Euch belügen lassen! Ihr habt jahrzehntelang nur Gefressen, Gefickt und Geglotzt und nichts GETAN!
Und JETZT kommt Ihr aus Euren Löchern gekrochen mit Weltanschauungen jenseits von Gut und Böse, geschützt von der schieren Menge an Idioten unter die Ihr Euch mischen könnt, und reisst das Maul auf? Was bildet Ihr Euch eigentlich ein Ihr dummen Arschlöcher!
Oh ja, die Meinungsfreiheit, werdet Ihr jetzt brüllen. Leute wie ich wollen Eure Meinungsfreiheit einschränken. Meine Fresse wie dämlich ist das denn?! Da schränkt ein Innenminister nach dem nächsten die Meinungsfreiheit immer mehr ein und wer von Euch faulen Säcken war deswegen je auf der Strasse? Wie bitte? Du bist so leise! Was? Keiner? Ach Was!
Wie dem auch sei.
Wer Flüchtlingen die Schuld an seinem eigenen Schicksal gibt, ist für mich ein verdammter Scheissnazi. Punkt. Wer die ganze Presse als "Lügenpresse" bezeichnet, einem Wort, dass von den Faschisten der NSDAP erfunden worden ist, ist ein elender Nazi. Wer jubelt, wenn ein Flüchtling stirbt ist eine stinkende Nazidrecksau. Wer Leute, die sich für Flüchtlinge und Pluralität engagieren als "Antideutsche" bezeichnet, ist ein Nazi.
Mir ist klar, dass Ihr immer mehr werdet. Und dass vielleicht eines Tages eine Zeit kommen wird, in der Ihr mich vor die Wahl stellen werdet: Für uns oder an die Wand? Nun, meine Entscheidung steht fest. Stellt mich von mir aus an die Wand und erschiesst mich, Ihr Arschlöcher. Aber bis dahin werdet Ihr mich nicht zum Schweigen bringen. Und was auch immer Ihr vorhabt, eines solltet Ihr Euch ganz dringend jetzt schon überlegen: was Ihr Euren Kindern sagen werdet, wenn "ES" vorbei ist. Überlegt Euch, wie es dazu kommen konnte, dass Ihr Euch schuldig gemacht habt. Denn das wird man Euch nämlich fragen, irgendwann, dermaleinst. Weil auch ein Viertes Reich nämlich keinen Bestand haben wird. Es wird Krieg geben, Deutschland wird einmal mehr befreit werden müssen, es wird wieder Millionen Opfer geben und Ihr dummen Wichser seid diejenigen, die daran Schuld gewesen sein werden. Wieder einmal.
Ihr faschistoiden, hirnverbrannten, ignoranten Vollidioten.
Update 2015-10-28:
Paar Tage her, aber ein MUST READ: Benimm Dich Sachse, insbesondere:Hey. Hallo. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein Sachsenfeind, aber ... die sind einfach alle Nazis. Da kann ich doch nichts für. Das werd' ich doch wohl sagen dürfen. Echt mal. Ich sage nur wie es ist. Nein. Ja. Bitte. Chill. Ich habe wirklich nichts gegen Sachsen, einer meiner besten Freunde ist Sachse.
Denn, wenn "Die Syrer" angeblich alle Sozialschmarotzer, Kriminelle und Vergewaltiger sind, dann sind die Sachsen in der Tat alle Nazis. Toll, wenn man die Welt so einf|ältig|ach betrachten kann.
Und apropos "Das wid man ja wohl mal sagen dürfen": Hervorragend festgetackert von Carolin Emcke in der Süddeutschen:
Das vielleicht verstörendste Missverständnis derjenigen, die das "man wird ja wohl mal sagen dürfen" wie ein rhetorisches Schutzschild vor rationaler Kritik vor sich hertragen, besteht in der Verherrlichung schrankenloser Gefühligkeit. Als hätten ungefilterte Emotionen per se Berechtigung im öffentlichen Diskurs qua ihrer bloßen Emotionalität. Jedes dumpfe Vorurteil, jede schamlose Missachtung, jeder noch so unappetitliche innere Dreck darf nach außen gestülpt werden, weil jedes Gefühl angeblich nicht nur still empfunden, sondern auch lauthals öffentlich erbrochen werden darf. Als sei jede Form der abwägenden Reflexion, jede Form der Skepsis den eigenen Gefühlen (oder Überzeugungen) gegenüber, jede Rücksichtnahme auf Gefühle anderer eine inakzeptable Einschränkung der eigenen Bedürfnisbefriedigung.
So wird eine Form ungehemmter Egozentrik, die eher der moralischen Entwicklungsstufe von Kleinkindern entspricht, zu einer pseudo-politischen Diskurstechnik verklärt. Aber nicht jedes Gefühl braucht politische Repräsentation oder Artikulation. Manche Gefühle sind einfach nur schäbig. Jeder und jede von uns hat solche Gefühle zuhauf. Aber sie gehören gehemmt, gefiltert, reflektiert, nicht aufgewertet und legitimiert.
Und apropos Hass, Klaus Baum hat das sehr schön in Worte gefasst:
Ich formuliere als These, dass das meiste, was von PEGIDA (im Sinne eines Oberbegriffs) kommt, Unterstellungen, Projektionen sind. Man wirft zum Beispiel den Flüchtlingen unlautere Motive vor, um sich selbst als lauter zu empfinden. Man projiziert auf alle, die man als Asylbefürworter bezeichnen könnte, das Böse, um die Asylbefürworter zu prügeln, zu erstechen, zu verbrennen usw.
Man muss den Leuten, die einem unheimlich sind, fremd, weil man sie nicht versteht, hässliche Motive unterstellen, damit man sie mit gutem Gewissen auf gehässige Weise fertig machen kann. Hätte der Löwe Bewußtsein, wenn auch ein falsches, so würde er die Gazelle als bedrohlich deklarieren, bevor er über sie herfällt.
Update 2015-10-20:
Und nun schaut Euch mal an, wie das da aussieht, wo die Flüchtlinge herkommen.Damaskus, Syrien:
(Ton ausmachen, die haben da Musik hinterlegt)
Kobane, Syrien:
Und IHR macht Euch Sorgen?!
Update 2015-10-26:
Auch schön formuliert, Hal Faber in WWWW:Das Positive? Wie wär's mal mit einem positiven Amerika-Bild? Der plumpe Antiamerikanismus, in dem sich Links- und Rechtsradikale nur allzu gerne einig sind, hat nunmal mit der amerikansichen Realität und mit der in diesem Deutschland wenig zu tun. Dessen Bewohner sind ganz gut gefahren mit all der amerikanischen Unkultur, die auch konservative Bildungs-Hipster mit Leidensmiene beklagen. Deutschland hat Helene Fischer, Amerika Beyoncé. Lieber mit der amerikanischen Unkultur eines Steve Reich, einer Billie Holiday, eines George Gershwin, eines Kendrick Lamar, eines Neil Young, eines John Zorn oder eines Morton Feldman gepflegt abhängen, als sich mit Pegida-Leitkultur gegen vermeintliche Umvolkung abstrampeln. Und wenn das FBI einreitet, um auch hierzulande mal ein paar korrupte Fußballfunktionäre hochzunehmen, dann darf man sich ebenfalls freuen. Das Fazit? Genau, es ist nie alles so schwarz und weiß, wie uns die linken wie rechten Vereinfacher und populistischen Meinungsmacher weismachen wollen.
Update 2015-10-22:
Michael Bittner vergleicht PEGIDA mit der NSDAP und ich muss sagen, die Übereinstimmungen sind erschreckend. Sein Fazit:Es wäre ein Irrtum zu glauben, die Straßengewalt diskreditiere PEGIDA und schade so der Bewegung. Wie Hannah Arendt erkannte, nützt offener Terror jeder faschistischen Bewegung, denn dem einen Teil der Bevölkerung imponiert sie, den anderen Teil schüchtert sie ein. Dass in Deutschland gerade „die Stimmung kippt“, hängt gewiss mit der Mischung aus Furcht und Respekt zusammen, mit der viele Bundesbürger PEGIDA betrachten. Von Hannah Arendt stammt auch die Beobachtung, dass man faschistische Führer beim Wort nehmen muss, denn sie verschweigen ihre Pläne nicht, sondern sprechen sie offen aus, um zu erschrecken und zu beeindrucken. Wenn Lutz Bachmann also ankündigt, kein „Volksverräter“ werde „ungeschoren“ davonkommen, jeder die „Quittung für seinen Vaterlandsverrat“ erhalten, wie es dann auch ein symbolischer Galgen bei der Montagsdemonstration bezeugt – dann sollte man diese Worte und Gesten sehr ernst nehmen.
Ich empfehle dringend, auch die Kommentare zu lesen, denn Herr Bittner geht dort ganz vorzüglich mit einem dieser Spacken um, hier eine Beispielantwort:
Herr Kämmerer, herzlichen Dank dafür, dass Sie meinen Beitrag mit weiteren Belegen stützen! „Der größte Teil des deutschen Volkes (was davon übrig ist) hat die Schnauze gestrichen voll“ – 5% der Bevölkerung in der PEGIDA-Hochburg Dresden sind also der größte Teil der Deutschen? Und die 50% Nichtwähler, die gehören alle zu PEGIDA, ja? Die haben Sie bestimmt alle persönlich befragt? Und Sie wollen also keine Millonen Muslime in unserem Land? Schade, dass schon vier Millionen hier sind, von denen 2 Millionen deutsche Staatsbürger sind! Oder sind das etwa keine richtigen Deutschen? So wie die Juden für die Nazis keine Deutschen waren? Was wollen Sie mit diesen Undeutschen denn machen, Herr Kämmerer? Aus dem Land vertreiben oder gleich umbringen? Aber gut, dass Sie nichts mit den Nazis zu tun haben, Herr Kämmerer! Mein Tipp: Rauchen Sie mal was Vernünftiges und machen Sie sich locker!Und mein Lieblingskommentar auf diese Auslassungen:
Schön, Herr Kämmerer, Sie haben offenbar meinen Rat befolgt und sich etwas zu Rauchen besorgt!
↷ 14.10.2015 🠶 #gesellschaft ⤒
Cryptowars 2.0
The very fact of wanting to stay secure and keep your privacy will become a criminal offence.
Genau. Es geht darum, Verschlüsselung zu kriminalisieren (so wie ohnehin immer mehr bislang völlig normales Verhalten kriminalisiert wird), um im Zweifel gegen bestimmte Leute etwas in der Hand haben zu können. Dass das mit den Backdoors nichts wird, dürfte Cameron und Obama schon klar sein.