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In Her Name - In Ihrem Namen
Die Serie "In Her Name" gibt es noch nicht auf deutsch, aber wenn es mal eine Übersetzung dafür geben wird, dachte ich mir, schreibe ich hier mal einen deutschen Review der Serie, für den Fall der Fälle sozusagen. Bei dieser Serie handelt es sich um drei Trilogien, die in der folgenden Reihenfolge gelesen werden müssen (Originaltitel):
- The Last War: First Contact
- The Last War: Legend Of The Sword
- The Last War: Dead Soul
- Redemtion: Empire
- Redemtion: Confederation
- Redemtion: Final Battle
- The First Empress: From Chaos Born
- The First Empress: Forged In Flame (2013)
- The First Empress: Mistress Of The Ages (2013)
Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt natürlich keine Ahnung, wie die deutschen Bücher einmal betitelt werden, sofern es überhaupt je dazu kommt (was ich nur hoffen kann!). Aber falls die Titel 1:1 übernommen werden, müssten sie so heissen:
- Der Letzte Krieg: Erster Kontakt
- Der Letzte Krieg: Legende des Schwertes
- Der Letzte Krieg: Tote Seele
- Die Erlösung: Imperium
- Die Erlösung: Konföderation
- Die Erlösung: Finale Schlacht
- Die erste Kaiserin: Aus dem Chaos geboren
- Die erste Kaiserin: In Flammen Geschmiedet
- Die erste Kaiserin: Die Gebieterin der Zeitalter
Ich habe die Bücher 1-7 auf englisch gelesen, 8 und 9 werden erst nächstes Jahr (2013) herauskommen.
Die "In Ihrem Namen" Serie ist militärischer Science Fiction, vermengt mit Mystery und Fantasy, allerdings auf eine wirklich gelungende Weise, unten mehr dazu. Zur Handlung nur kurz, da ich ungern allzu viel verraten möchte:
Die Menschen treffen durch Zufall in einem fremden Sonnensystem auf eine unbekannte Rasse, die sich als überaus agressiv erweist. Die fremde Spezies - die Kreela - stürzen die komplette Menschheit, die schon einige hundert Planeten kolonisiert hat, in einen brutalen und blutrünstigen Krieg, der aus der Sicht der Menschen völlig sinnlos zu sein scheint. Die Kreela sind nicht auf Eroberung aus und auch nicht auf das Siegen an sich in einem Kampf. Die Kreela führen den Krieg und des Kämpfens willen. Und zwar - und hier wird es spannend - im Mann-zu-Mann-Kampf mit Schwert, Messer oder nur mit Fäusten.
In der ersten Trilogie "Der Letzte Krieg" ist Ichoru Sato die Hauptfigur, dessen Entwicklung wir über einen recht langen Zeitraum verfolgen können. Grundsätzlich sind die Charaktere, die Hicks entwirft, sehr detailiert gezeichnet und was mir gefallen hat, die meisten der Charaktere sind typisch menschlich ambivalent, sie haben gute und schlechte Seiten, innere Konflikte, Gewissensbisse oder Skrupel (oder auch keine, je nachdem). Allerdings gilt das gleiche für die Kreela-Charaktere, die ebenfalls sehr facettenreich gestaltet sind. Und Hicks bekommt es hin, die Aliencharaktere - obwohl von der Denkweise, Ideologie und Wertvorstellungen völlig anders als Menschen - ebenso ausführlich und mit Liebe zum Detail zu beschreiben. In einem Amazonreview schrieb mal ein User, das faszinierendste an der Serie ist der Umstand, dass man als Leser quasi gezwungen wird, die Bösen (das heisst, die Kreela) zu mögen und die meisten Charaktere der Guten (Menschen) nicht leiden zu können. Und das, obwohl die Kreela blutrünstige Massenmörder sind, denen ein oder tausend Leben hin oder her nichts bedeuten (ihr eigenes mit eingeschlossen übrigens). Und das kann ich bestätigen.
Die Kreela sind überhaupt eine sehr interessante Sache. Ich habe schon viele Science Fictions gelesen und in vielen kamen Aliens in allen möglichen Sorten vor. Unterm Strich finde ich aber die Kreela die bisher am umfassendsten beschriebene Alienrasse, von der ich je gelesen habe. Michael R. Hicks entwirft nicht nur ein Universum, in dem es die Kreela gibt. Er entwirft auch die Geschichte der Kreela, ihre Gesellschaftsform (die ziemlich komplex ist), deren Moralvorstellungen (die wirklich "alien" sind, dazu unten mehr), Beziehnungen zwischen Mitgliedern der Spezies, Umgangsformen, Technologie, Alltag, Rituale, Sitten, Rechtsprechung und vieles mehr. Und er bekommt das so gut hin, dass man sich dorthin gebeamt fühlt.
Das interessanteste an den Kreela ist wohl ihre Moral, in der es vor allen Dingen um Ehre geht. Ehrenvoll zu sterben ist das Grösste für einen Kreela. Und nichts respektieren die Kreela mehr, als einen würdigen Gegner, der sich zu wehren weiss und ihnen einen "guten Kampf" liefert. Je mehr Kreela der Gegener getötet hat, umso mehr steigt er in ihrem Ansehen. Das geht soweit, dass die Kreela auch mal eine Schlacht Schlacht sein lassen und nach einem finalen Zweikampf abzuziehen und ihre verbleibenden Gegner zu verschonen. Das ist recht schwierig in Worte zu fassen, man muss es erleben (d.h. lesen *g*).
Obwohl uns die Kreela auf den ersten Blick wie eine Wikingerkultur aus dem Jahre 700 vorkommen, ist deren Zivilisation sehr alt. Und zwar so alt, dass ihre Technologie ein Niveau erreicht hat, dass sie nicht mehr nach Technologie aussieht. Ihre Schwerter zum Beispiel sind aus "lebendem Metall". Wer viel Science Fiction gelesen hat, weiss, dass damit wohl "Aktive Materie" gemeint ist. Die Kreela, die diese Schwerter herstellen, tun das rein mental ohne Zuhilfenahme von Werkzeugen. Praktisch alles bei den Kreela wird auf diese oder eine ähnliche Weise hergestellt. Es erscheint den Menschen wie Magie und den Kreela als eine jahrtausendealte Selbstverständlichkeit.
In der zweiten Trilogie ist der Mensch Reza Gard die Hauptfigur, der als kleiner Junge von den Kreela entführt und als Kreela aufgezogen wird. Im Grunde ein Klassiker, man kennt das Muster: weisser Junge wird bei Indianern aufgezogen und wird zum Indianer etc. Aber Hicks hat das ausgezeichnet umgesetzt, insbesondere die graduelle Veränderung in Rezas Wesen und Weltanschauung, die Verschiebung seiner Gefühle gegenüber einer Priesterin von Hass zu absoluter Liebe und Ergebenheit. Gerade in dieser zweiten Trilogie sind mir oft die Tränen gekommen. Das geht wirklich ans Herz. Und tatsächlich ist "Die Erlösung" eigentlich eine Liebesgeschichte, die in den Krieg Menschen gegen Kreela eingebettet ist.
Die letzte Trilogie "Die erste Kaiserin" handelt schliesslich nur noch im Kreela-Universum und zwar einhunderttausend Jahre in der Vergangenheit und zeigt, wie die Gesellschaft der Kreela der wir in den vorangehenden Büchern begegnen, entstanden ist. Von dieser Trilogie habe ich bisher nur das erste Buch gelesen und es ist ausgesprochen faszinierend. Und als ich fertig war und feststellen musste, dass die Nachfolgewerke noch nicht fertig sind, hatte ich echte Entzugserscheinungen. Schlimm! Man wird physikalisch süchtig nach der Welt der Kreela.
Wenn die Bücher also eines schönen Tages auf deutsch herauskommen sollten - kann ich jedem nur dringend empfehlen, sie zu lesen. Wirklich gelungen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich ein Hicks-Fan geworden bin.
In Her Name (2)
This is an update to the previous post about the story line In Her Name by Michael R. Hicks.
Now I've completed the two trilogies of the In Her Name story. I read the 6 books in a little over two weeks. The story is so great that almost everything of my real live came to halt, which was ok since I've been on vacation anyway.
The story consists of two trilogies: The Last War and Redemption and I urge the reader to start with the newest one, because it acts in an earlier time than the latter. So, the order to read the books is:
- The Last War: First Contact
- The Last War: Legend Of The Sword
- The Last War: Dead Soul
- Redemtion: Empire
- Redemtion: Confederation
- Redemtion: Final Battle
- From Chaos Born
The seventh book, From Chaos Born, can be seen as a kind of "bonus", since it doesn't continue with what happened after Final Battle, but instead tells the story how the first empire of the Kreelan race was founded one hundred thousand years ago.
As already said in the earlier post linked above, the story is at a first glance simple. An alien race invades humanity. Not a new idea at all. However it is indeed one of the best realized I've ever read and I read a lot. The alien race - the Kreelans - are a worrior race of females. Males are not intelligent and being used for reproduction purposes only. They don't invade the human sphere for the purpose to conquer worlds or to exterminate our species. The sought honor by direct combat using bronce age style weapons like swords and knifes.
As predictable, humans don't get the picture and wonder frightened about their enemy. Hicks succeeds very well in describing the horrors of those close combat battles. You can feel the pain, hear the sound of clashing weapons and gunfire as it were for real. But that's not what makes the story such a great thing. Most important is, that the universe and especially the alien culture is so carefully crafted. The characters, be it human or kreelan, are complex while their intentions and emotions explained comprehensible. I've encountered such a universe only rarely, Ian Banks' Culture universe for instance.
It needs to mentioned as well, that the second trilogy is not only a space opera but a love story too. Usually I don't read love stories so I can't tell how it compares. But from what I can tell it's impressive and overwhelming. More than one times I had to stop reading because of tear filled eyes.
I just loved it. And it's really sad, that it is finished. Hicks might write another twenty or hundred more books acting in the In Her Name storyline and I'd devour them all no matter the costs or time it'd take.
So, Mr. Hicks in case you ever recognize this: please make more of this. I beg you!
First Contact, chapter 21 made my day
An english blog post as an exception - for a reason.
Several days ago I started to read the free ibook In Her Name, First Contact by Michael R. Hicks. I read a lot of books and my favorite are scifi novels. And I usually only read german books (since that's my mother language). Then I stumbled open this ebook and thought to me: give it a try, what about an english book?
What started as an experiment turned very quickly into excitement. This is the first english novel I've ever read. I did read a lot of english stuff, like manpages, howto's, software readme's and the like, but not novels. Too complicated. Some years ago I tried to read John Keats. But guess how it went...
Now, this is a very new experience for me. While on the first pages I still had some difficulties, but they went away. And now I read it as fast as I read german books. I don't translate it in my brain anyway, I just understand it as it is. This is indeed a very great feeling though. Somewhere in the book some people talked and one told the other a time: eighteen hundred and fourty. That took me out of context completely. Not because I didn't understand, but because I DID. For this to understand one needs to know how it sounds for a german to watch american movies where such military time specifications are used: Null Achthundert Vierzig. I'm so used to this kind and just wondered once I stumbled upon it in the original english form - which I didn't have in mind. But I understood it immediately. Weird and wonderfull how the brain works...
Then, how is the book? I just love it! I love the characters, the story behind, the space stuff, the battles and everything. "Alles passt" as I'd say in german just like: everyting is well balanced. It's a fast paced story and I can't hold myself while I have to do other annoying things like eating, working or even spend time with family! I want more of it, better yesterday than now.
I'm not sure, if I'd judge the same, if I'd read the german translation (there is none, afaik) though. Perhaps I would instead hate it. Because sometimes translations miss THE point of a story. I've always heard about it. We'll see. Once there's a german version available I'll give it a try as well.
In the meantime I'm swallowing up this book. I'm not finished yet and started right on chapter 21. Some chapters earlier one of the main characters on board of a space vessel (this is a good example: I absolutely know for sure, what a "space vessel" is, but I am unable to tell it in german) died. I was very angry about this. What a waste! And now entering chapter 21 what do I read? He's alive! Yippieyahiyeh! Was I happy, I can't tell. My wife watched me sitting there with such a big grin on my face and asked me what the bloody hell happend. And I told her: "He's alive! Thanks God!", for which she shook her head not understanding how I could react like this just of a book.
So this is how it feels (for me at least) to read this book. Cool, isn't it?
For the story itself, that's quickly told: an alien race attacks mankind just for the fun of it (for the honor of the aliens ruler, that is). Just a space opera with all the incredients you love about space operas: space ship battles, man-to-man combat (man to women, because the alien warriors are female only, in fact), action, emotions, heros and horror. A fun read.
Oh - and yes there's something to criticize as well, but only one thing and it doesn't really matter for the story: Hicks is also using the hyperspace thing many autors are using. Hyperspace being some space "beneath" normal spacetime you can jump in, fly a little time in there and jump out lots of lightyears away. Of course that's pure nonsense (in my opinion). But I can live with this obstacle, esepecially since it's only this one and it doesn't hurt.
And take it for granted, I'll read all the other books of the series as well.
One last thing: why did I post it in english? I think just to show respect and honor (something I learned from the book, LOL) to the author. He wrote it in english, I read it in english, then why bothering anyone with a german review?
Justifiers - dumm und blutrünstig
"Justifiers" heißt die Buchreihe, die von Markus Heintz initiiert und von diversen Autoren geschrieben wird, die ich gerade lese. Ich bin jetzt bei "Sabotage" von Markus Heitz angekommen und meine anfängliche Begeisterung wandelt sich zusehends in Verärgerung.
Was ist "Science Fiction"? Meiner Meinung ist es ein Genre, in dem entweder der jetzige Zustand der Welt und der Gesellschaft weitergedacht wird, um zu zeigen, wie es vielleicht einmal sein könnte. Oder man entwirft komplette Kunstuniversen, die mit unserem nichts zu tun haben. Ein gelungenes Beispiel solcher vollständig künstlichen Universen ist die "Kultur" Reihe von Ian Banks. Alles ist dort erdacht und es von daher ist es völlig in Ordnung, wie die Welt dort ist.
Wenn man aber einen Science Fiction schreibt, der in der Zukunft der Menschheit angesiedelt ist, mit deutlichem Bezug zur heutigen Wirklichkeit, dann sollte er - und sei die Vision noch so extrem - schon stimmig sein. Bereits Existierendes sollte entweder weiterentwickelt oder nachvollziehbar rückgängig gemacht werden.
Was mich zu "Justifiers" bringt. Die Bücher handeln um das Jahr 3040 herum, über 1000 Jahre in der Zukunft also. 1000 Jahre sind eine nahezu unermeßliche Zeitspanne angesichts des rasanten Tempos, mit dem sich die Menschheit in den letzten 100-200 Jahren entwickelt hat. Das Problem bei "Justifiers" ist, daß es dort bestimmte Dinge schlicht nicht gibt, die für uns heute längst Standard sind. Es gibt mehrere solcher rätselhafter Ungereimtheiten, auf einige möchte ich hier eingehen.
Das auffälligste ist die Gesellschaftsordnung, die im "Justifiers Universum" herrscht: anscheinend keine, wie es aussieht. Man erfährt es überhaupt nur indirekt nebenher. Soweit ich das bis jetzt überblicke, herrscht laut Heitz im Jahre 3040 eine Mischung aus Mittelalter, Anarchie und Prä-Steinzeit. Hier und da tauchen mal Gerichte auf oder so etwas wie eine Polizei. Aber unterm Strich sind das alles Institutionen, die tun, was gewalttätige Konzerne wollen. Menschen werden unterdrückt, ausgebeutet und abgeschlachtet und es ist nicht zu erkennen, ob das für irgendwen erwähnenswerte Konsequenzen hat.
Nun könnte man einwenden, daß das "Justifiers Universum" eine Dystopie sei. Ich finde aber nicht, daß dem so ist. Wäre es so, würde die Handlung, Hintergründe, Dialoge et cetera eine wesentlich deutlichere Sprache sprechen. Wie eine Dystopie auszusehen hat, kann man sich zum Beispiel bei "Fahrenheit 451" anschauen. "Justifiers" jedenfalls ist keine. Im Gegenteil kommt es mir sogar vor, als würden die Zustände dort sogar verherrlicht.
Hier haben wir eine Entwicklung, die wir in unserer real existierenden Welt längst beobachten können, von der die Autoren offensichtlich keine Notiz genommen haben: unsere Moralvorstellungen verändern sich. Gewalt wird immer weniger toleriert. Immer mehr Menschen regen sich immer länger über immer weniger Gewaltverbrechen auf. Und selbst die Militärs passen sich diesen ändernden Moralvorstellungen an (auf kritikwürdige Weise!), indem Kriege zunehmend mit Maschinen durchgeführt werden. Noch immer werden Menschen getötet, aber das geschieht aus der Distanz und diese Distanz wächst und wächst. Inzwischen führen die USA einen Großteil ihrer Aktionen mit Drohnen durch. Und diese Entwicklung wird sich fortsetzen, weil die Menschen mehr und mehr ein Problem damit haben, andere Menschen zu töten, aus welchen Gründen auch immer. Das gilt auch für Soldaten - daher die Drohnen.
Und diese Entwicklung verläuft recht schnell. Ich kann sie persönlich zu Lebzeiten beobachten. Gar nicht auszudenken, was in 1000 Jahren daraus geworden sein könnte. Aber was finden wir im "Justifiers Universum" statt dessen? Blutorgien, durch die Gegend fliegende Eingeweide, sich gegenseitig abschlachtende Menschen. Und es ist völlig normal. Ja nee is klaaar! Dieses "Universum" kollidiert schon mit meinen eigenen Moralvorstellugen. Und ich lebe 1000 Jahre in der Vergangenheit der Welt, die dort gezeichnet wird. Das ist weder nachvollziehbar, noch logisch oder konsequent zu Ende gedacht. Es ist schlicht und ergreifend unwahrscheinlich oder - Schwachsinn.
Ein anderer Bereich - und das bringt mich noch wesentlich mehr auf die Palme - ist das Thema Kommunikation und Medien. Genau wie im deutschen Fernsehen (zum Beispiel im Tatort) gibt es kein Internet. Es wird zwar hier und da mal ein "StellarWeb" erwähnt, irgend eine Rolle für irgend einen der Beteiligten spielt es aber nicht. Niemand nimmt an sozialen Netzwerken teil, niemand postet irgendwo irgendwas, niemand kommentiert etwas. Nachrichten werden in "Justifiers" praktisch ausschliesslich vom Fernsehen und der Presse verbreitet.
Ja richtig gelesen: vom Fernsehen und der Presse. Ausgerechnet! Als ob wir nicht heute schon klar und deutlich sehen könnten wohin die Reise gehen wird: in spätestens 10, höchstens 20 Jahren wird es keine Presse mehr geben. Jedenfalls nicht so wie sie heute aufgestellt ist. Entweder die Presse ändert sich oder sie wird gnadenlos wegen Bedeutungslosigkeit untergehen. Und das ist der Stand der Dinge im Jahre 2012. Bei Heitz jedoch - 1000 Jahre später! - ist alles so wie vor 10-15 Jahren. Die Leute sitzen vor der Glotze und werden mit "Nachrichten" berieselt. Und das ist gaaaanz normal so.
Da muss man sich doch an den Kopf fassen. Es ist schlimm genug, daß Tatortautoren das Internet verpasst haben. Als Science Fiction Autor den gleichen Fehler zu machen, ist einfach nur noch peinlich. Ich meine, woher beziehe ich denn heute den Großteil der Informationen? Von der Tageschau oder "Vox News" etwa? Nein - aus dem Netz. Und zwar bestimmt zu 70-80%. Schon in spätestens 10 Jahren wird der Anteil 100% betragen, und zwar bei Allen!
Wie dämlich kann man sein, so eine Entwicklung komplett zu verpennen und nicht nur so zu tun, als hätte sie nie stattgefunden, sondern noch einen drauf setzen und eine Welt zu entwerfen, in der alles so geblieben ist, wie es in den 70er Jahren war?
Richtig lachen musste ich ja, als in einem der Bücher jemand Emails verschickt hat. Emails. What the F*ck! Will mir Heitz wirklich einreden, daß man sich auch in 1000 Jahren noch einer Technologie bedient, die heute schon seit 20 Jahren veraltet ist?! Ja haben denn die Autoren des "Justifier Universums" noch alle Tassen im Schrank?
Insgesamt ergibt sich aber ein roter Faden, wenn man darüber nachdenkt. Die Welt in diesem "Universum" in 1000 Jahren ist genau so, wie sie die Mächtigen von heute gerne hätten. Noch eine Parallele zum Tatort. Denn auch die Welt, die dort beschrieben wird, hat mit der Realität nichts zu tun, es ist eine Welt, die so ist, wie sie sie manche Leute (Innenminister zum Beispiel) eben gerne hätten. Die Menschen sollen keine Rechte haben, der Staat und Unternehmen können ungestraft tun und lassen was sie wollen. Und Rechenschaft muß auch keiner ablegen.
So hätten die das vielleicht gerne, die Bürger aber nicht. Über kurz oder lang werden sich die Menschen die schleichende Entrechtung nicht mehr gefallen lassen. Und wenn ich es mir genau überlege, so wie der Tatort ein Propagandawerkzeug ist, um den Menschen einzutrichtern, daß sie angeblich keine Rechte hätten (dort gegenüber der Polizei), so ist auch die "Justifiers" Reihe nichts weiter als das: ein Propagandawerkzeug, ein Machwerk, eine Lüge.
Am Anfang fand ich es gut. Ich wurde gut unterhalten, es gab Action und Spannung. Und wäre nicht das aktuelle Buch ("Sabotage") so langweilig und unspannend - womöglich wäre mir all das gar nicht aufgefallen oder ich hätte es ignorieren können.
Tja. Nun wird "Sabotage" unvollendet in der Ecke landen, zusammen mit den 2 "Justifiers" Romanen, die ich eigentlich noch vor mir hätte. Ich will sowas nicht mehr lesen. Das ist keine Science Fiction, sondern Bullshit. Für wie blöd halten diese Leute uns Leser eigentlich?
Apropos blöd. Da wäre ja noch das Thema Technologie, bei Science Fiction ja nicht ganz unwichtig. Hier kann ich eigentlich nur eins sagen: schämen Sie sich, Herr Heitz. Was für ein Unfug, Raumschiffe mit einem "Sprungantrieb" auf die Reise zu schicken, die dann eine Woche im "Interim", einem "Raum zwischen dem Raum" oder so, verbringen müssen und die nach dem Wiederintritt in den Normalraum, mit einem ominösen "Interimschleim" bedeckt sind. Grundgütiger, einen solchen Mist habe ich ja noch nicht gelesen. Dagegen war ja sogar Startrek näher an der Wissenschaft.
Und dann die Herkunft dieser Technologie: da werden die Triebwerke von außerirdischen Raumschiffen verbaut, die man bei archäologischen Ausgrabungen gefunden hat. Auf der Erde! Da hat wohl jemand zu viel Schund von Däniken gelesen. Aber kommt noch besser: die verbauen da also diese Triebwerke und die funktionieren selbstverständlich. Aber man weiss nicht, wie sie funktionieren. Muß man ja auch nicht. Ist ja immer eine Bedienungsanleitung dabei, in der steht, wie man die Teile mit Energie versorgt und sie steuert. Meine Fresse - so ein Quark.
Abgesehen davon ist das Thema Technologie in der kompletten Reihe nur schlecht. Was es da nicht alles für Klasse Ideen gab im Science Fiction Genre in den letzten Jahren. Um wieviel weiter ist da Ian Banks Ende der 80er mit der "Kultur" gewesen, was für eine unüberschaubare Fülle an Ideen und Brillianz! In Heitz' "Justifiers" finden wir aber nur Technologie Karritaturen wie man sie aus SciFi-Serien aus den 70ern kennt. Einfach nur schlecht.
Und viele Dinge sind auch widersprüchlich. Einerseits muß man sich eine Woche in diesem "Interim" aufhalten, um irgendwohin zu "springen" (schon die Bezeichnung "springen" ist ein Witz für sich angesichts dessen), aber andererseits gibt es das "StellarWeb" (ein WWW auf AOL Niveau), welches offenbar ganz entspannt galaxie-übergreifend zu funktionieren scheint. Wie? Man weiß es nicht. Erklärt wird das jedenfalls nicht. Gleichzeitig wird zur Kommunikation überwiegend Funk verwendet. Ich habe gegen Funk nichts einzuwenden. Aber warum sollte man funken, wenn man anscheinend eine Technik hat, mit der man in null-komma-nichts Lichtjahre überwinden kann? Logik? Ach, wer braucht sowas schon...
Und dann wären da noch die "Betas", die in allen Büchern eine wichtige Rolle spielen. Chimären aus Mensch und Tier sollen das sein. Da laufen Gestalten mit Stierköpfen durch die Gegend. Oder Katzenmenschen mit Schwanz. Und für all die skurrilen Kreaturen gibt es passende Raumanzüge und Kleidung. Da gibt es eine Katzenmenschfrau, die mit Handfeuerwaffen hantiert wie ein Mensch. Aber sie juckt sich am Kopf mit ihrer PFOTE. Also keine Finger. Handfeuerwaffen kann sie aber benutzen. Macht ja auch Sinn. Wer braucht schon Finger!
Und die Handlungen der Bücher selber? Wären die erwähnenswert, könnte man über all das vielleicht hinwegsehen. Sind sie aber nicht. Konzern bekriegt Konzern. Mörder werden ermordet. In jedem Buch.
Zum Kotzen.
Man könnte nun entschuldigend einwenden, daß diese ganzen "Ideen" tatsächlich aus den 80ern stammen, denn Heitz' Ideen waren es nicht, er hat nur die Rechte daran erworben. Die "Justifiers" Romane sollen eine "modernisierte" Version des 80er Justifiers Rollenspiels sein. Es ist fast beleidigend, das als "modernisiert" zu bezeichnen. Unglaublich.
Update 2012-06-23:
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